Der neuste von Netflix produzierte Streich der fast 74-jährigen Altmeisterin Kathryn Bigelow ist auf dem Punkt: Spannungsgeladenes, schweisstreibendes Hochspannungskino, das stark die Emotionalität aller Protagonisten in den Vordergrund rückt, wo unter Druck niemand rationale Entscheidungen fällen kann. Die rund 18 Minuten vom Frühwarnsystem bis zum Einschlag der nuclear missile werden 3x aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt. Dieser Kniff peitscht die Story hoch und das tolle, ausbalancierte Schauspielensemble glänzt durchs Band. Beeindruckend z.B. Rebecca Ferguson und der gestresste Gabriel Basso, der immer wieder grossartige Tracy Letts, aber auch der Brite Jared Harris (der schon in "Chernobyl" beeindruckend war) als Secretary of Defense, abgerundet durch zwei Dutzend bestechenden Nebendarsteller/innen. Einen Stern Abzug gebe ich trotzdem, weil der Film trotz seiner Komptaktheit aus den 3 Perspektiven zu wenig Kapital schlägt. Es wird wenig Neues hinzugefügt bis zum Schluss, was die Dramaturgie leicht repetitiv erscheinen lässt. Das ist etwas verschenktes Potenzial, aber auch mutig, denn dafür ist der Fokus voll bei den Gefühlen und den ethisch-moralischen Entscheidungen der Protagonisten. Hier verdient der Film die Höchstnote, nicht aber bei der Storyline. Aber wir leben eben in einer Welt, in der plötzlich etwas politisch (oder militärisch!) Fahrt aufnehmen kann und dann das Potenzial hat, als unerwartetes Ereignis eine globale Katastrophe zu verursachen, besonders wenn wir uns alle auf die Reaktionen fehlerhafter Individuen abstützen. We are all humans at least. Und ob etwas passiert oder nicht, ist oft nur ein Münzwurf entfernt (wie der Secretary of Defense so schön sagt). Im Ernstfall sind alle Protokolle Makulatur, wenn Menschen mit Emotionen am Knopf sitzen...
Zuletzt editiert: 13.10.2025 23:37:00