"Casualties of War" reiht sich nicht unbedingt ein in die grossen Vietnam-Dramen wie Platoon oder Full Metal Jacket. Er steht eher im Schatten. Nicht nur, weil Ende der 80er die filmische Vietnam-Aufbereitung bereits durch war. Aber auch deshalb, weil der Streifen von Brian de Palma sich nicht um grosses Gemetzel oder drillharte Ausbildung kümmert, sondern den Fokus auf den Mikrokosmos der Patrouilleneinheit und die charakterliche Entwicklung der Soldaten legt. Der Film ist irgendwie speziell - das Vergewaltigungsthema geht sehr nahe, auch dank den starken Schauspielleistungen. Michael J. Fox hat sich hier aus der Teenie-Schwarm-Liga rausgespielt. Brian de Palma inszeniert wie immer routiniert. Der Film ist auch dramaturgisch gut - die Schuldgefühle sind bestechend, mit der Abscheu des Martyriums einerseits und den Gewissenskonflikten andererseits (weil Sgt. Tony Meserve Eriksson zweimal das Leben rettete). Dies ist alles ethisch-moralisch sehr aufwühlend und hat einen souveränen Soundtrack von Ennio Morricone. Der Beginn und der Schluss in der U-Bahn ist für mich etwas zu banal geraten (die asiatische Studentin wird übrigens ebenfalls von Thuy Thu Le gespielt). Kein Film für eben mal so zu schauen. Ein reifes Werk.
Zuletzt editiert: 21.06.2023 18:53:00