Im Buhlen um den Heiligen Stuhl bietet Edward Berger mit «Conclave» wieder mal solides Kino. Während die Ränkelspielchen bei der Papstwahl gar nicht so weit hergeholt sind, trägt der Film insgesamt jedoch viel zu dick auf und bedient für mich zu viele Stereotypen. Die Intrigen und Machtansprüche, welche sich breit machen, sind spannend, aber es ist alles vor dem Gender- und Woke-Hintergrund zu plakativ und für die Dramaturgie zu sehr gesucht. Der Plot ist ein Stück zu dramatisch, zu hollywoodesk, zu pompös und zu vorhersehbar. Die Konflikte über die Ausrichtung der katholischen Kirche im Ringen um Modernisierung mögen notabene brandaktuell sein, kommen mir aber nicht wirklich subtil rüber, vor allem als dann am Schluss die Wokeness-Türe ganz weit aufgestossen wird – zu fest Friede, Freude, Eierkuchen und ein etwas gar verklärtes Happy End. Der Gipfel ist dann noch der für den Plot völlig überflüssige Terroranschlag in Rom. War für das Drehbuch die Wahl des Pontifex nicht Drama genug? Nun, es gibt auch Positives: Auf der Habenseite überzeugen alle Schauspieler, allen voran wieder mal Ralph Fiennes, Stanley Tucci, John Lithgow, aber auch die Nebenrolle von Isabella Rossellini. Und die Cinematography ist top – tolle Kamera und Perspektiven (v.a. als all die weissen Regenschirme einlaufen), welche kleine aber feine Einblicke in die Abläufe im Vatikan liefern. Obgleich das Fiktion ist, gelingt hier Berger viel filmische Nähe zum Konklave-Mythos. Der Film kritisiert auch ziemlich auf dem Punkt – und zwar nicht den Glauben an Gott, sondern die Institution dahinter. Insgesamt bleibt es ein Film für eine passable 4, bzw. ein Wunschtraum, dass die verkrusteten Strukturen, Dogmen, jahrhundertealten Traditionen und v.a. die Verfehlungen mal zu echten Fortschritten führen würden. So gesehen ist der Film eigentlich kein Thriller, sondern schon eher Fantasy.