Ein Film, der uns alle angeht. "Heldin" ist der 92-minütige Einblick in den Pflegealltag als sehr reales und v.a. radikales Abbild des akuten Pflegenotstandes, nicht nur in der Schweiz, sondern weltweit. Dass sich Petra Volpe diesem Thema auf der Leinwand annimmt, ist nicht nur mutig, sondern dringend notwendig. Es wird vor dem Hintergrund, dass ein Krankenhaus letztlich wirtschaftlich rentieren muss, immer noch viel zu wenig für den Pflegeberuf getan. Er erhält gesellschaftspolitisch zu wenig Plattformen, zu wenig Lobby und v.a. zu wenig Wertschätzung, Aufmerksamkeit und genau deshalb auch zu wenig Geld. Klatschen während der Pandemie reicht eben nicht! Der Pflegeberuf ist mehr als irgendeine Dienstleistung, mehr als Arsch abwischen und Spritzen verabreichen. Es geht immer um Leben und Tod! Und um Seelsorge! Pflegefachkräfte sind das soziale Bindeglied, der unverzichtbare Kitt, ja die tragenden Säulen in einer Gesellschaft, wo wir alle früher oder später mit grosser Wahrscheinlichkeit im Krankenhaus landen. Der Film transportiert dank der genialen Leonie Benesch all die Freude und Tragik, aber v.a. die Leidenschaft der Pflegefachperson als so wichtigen Menschen in einer fast unmenschlichen Spätschicht. Das alles ist realistisch, sehr emotional, schonungslos, pulsierend nah wie nur möglich, mit allen Schicksalen, die überhaupt nicht klischiert, für den Film überzeichnet oder dramaturgisch gesucht daherkommen – ganz im Gegenteil! Die Figuren sind wunderbar gezeichnet, mit feinen zwischenmenschlichen Banden. Aus persönlichen Feedbacks und stetem Diskurs weiss ich, dass der Authentizität im Film höchste Aufmerksamkeit zuteilwurde, fachlich top recherchiert und ohne Effekthascherei auf die Leinwand gebracht. Die Abläufe und Dialoge wirken sehr real, was dazu führt, dass man den ganzen Film über mit Floria Lind mitläuft, mitfühlt, mitleidet. Man begleitet sie, wie wenn man selber im Krankenhaus dabei wäre und am liebsten unter diesem Druck mithelfen möchte. Man mag dem Film vorwerfen, dass er Ausnahmesituationen zeigt und es teilweise nicht die beste Werbung für den Pflegeberuf ist. Ich sehe das anders. Es gibt sicher auch Tage, die weniger dramatisch sind als die gezeigte Spätschicht. Aber der Film will wachrütteln. Und das gelingt ihm auf dem Punkt. Ich sehe daher „Heldin“ als starkes Manifest für den Pflegeberuf. Eigentlich einer der schönsten und wichtigsten Berufe, weil es immer um Menschen und deren Hilfe und Unterstützung geht. Wie hier Leonie Benesch ihre Würde für den Beruf spielt, ist absolut herausragend und hallt lange nach! Ausgerechnet dieser Beruf hat einen solchen Druck und Notstand… Es ist zu hoffen, dass „Heldin“ viel Goodwill und Verständnis weckt (v.a. bei Politiker*innen und Personen an den Geldhebeln). Denn der Film geht uns alle an!
Zuletzt editiert: 17.03.2025 08:11:00