Ich habe mich zuerst gefragt, ob ich als Mann einfach diesen sogenannten «Frauenfilm» nicht verstehe. Mit den Vorschusslorbeeren und viel Kritikerlob war ich vorgewarnt. Aber selbst mit Subtilität und Feingefühl kann ich dem traditionsgeschwängerten Roman von Louisa May Alcott «Little Women» nicht viel abgewinnen. Der Stoff wurde ja schon x-mal verfilmt, sogar schon mit Elizabeth Taylor anno 1949 (deutscher Titel «Kleine tapfere Jo») und später 1994 mit Winona Ryder und dem jungen Christian Bale («Betty und ihre Schwestern»). Und jetzt kommt nochmals eine Adaption. Ich kann es mir nicht verkneifen, diese neuste hochgejubelte und mit 6 Oscar-Nominationen bedachte Verfilmung als Kitsch und von Schöngeist-Plattitüden durchtränkte Banalität abzutun. Das ist aber wohl sogar der ursprünglichen Vorlage geschuldet. Das Drama fehlt, was ja noch okay wäre, aber dadurch fehlt auch die Notwendigkeit, die Charaktere wirklich zu entwickeln! Greta Gerwig, der ich für «Lady Bird» (auch mit Saoirse Ronan) viel Respekt zolle, kommt hier einfach nicht über ein triviales Mittelmass hinaus. Selbst wenn die Ausstattung und Kostüme (wofür der einzige Oscar kam) zu begeistern wissen. Aber «Little Women» 2020 ist einfach seicht, warm, ohne Bedrohung, ohne Ecken und Kanten, mit Geistlosigkeiten beladen, selbstbeweihräuchernd, voller gesellschaftlicher langweiliger Stereotypen, Monologen über Weiblichkeiten, und das Schlimmste: Alle müssen ständig betonen, wie arm sie sind, was man aber überhaupt nie wirklich wahrnimmt, im Gegenteil: Üppige Kostüme, üppige Weihnachten, Haushälterin, reiche Nachbarn, üppig gedeckte Tische … eine schlichte Farce und ein Killer jeglichen Realitätsanspruchs im Film! Das versteh’ wer will. Und dann kommt auch noch der Vater kitschig unversehrt vom Krieg zurück – ein tragischer, rassistischer Bürgerkrieg eigentlich, den man in keiner Sekunde als bedrohlichen oder beängstigenden Zeitgeist wahrnimmt. Der Film bleibt krass an der Oberfläche stehen. Saoirse Ronan überzeugt (wie fast immer) und auch die kleine Rolle von Meryl Streep war amüsant. Und die Bildkompositionen sind sehenswert. Aber sonst? Da bleibt nicht viel der 4 Schwestern bei 135 Minunten Laufzeit. Zudem nervt die nicht chronologische Erzählweise, die zwischendurch ziemlich verwirrt. Fazit: Ich kann wohl tatsächlich mit feministischen Entwicklungsromanen nichts anfangen. Aufgrund der Ausstattung und Saoirse Ronan aufgerundete 3.