Ich komme aus der gestrigen Vorpremiere und bin mal wieder geflasht! Christopher McQuarrie und Tom Cruise liefern wieder ab – und wie! Ein Wahnsinns-Film! Die Handlung ist dicht, das Tempo unglaublich hoch, die Spannung nervenzerreissend, die breite Schauspieler-Riege allesamt bestechend. Auch Teil 7 der MI-Reihe setzt somit unbestritten filmische Massstäbe! Vor allem, weil sehr viele Szenen wenig CGI, sondern wiederum Original Stunts beinhalten, sowohl von Cruise selber (Highlight natürlich der Töff-Sprung, auf der Rundstrecke von Cruise angeblich 13.000 Mal geprobt!), aber auch von sämtlichen Fahrzeugen im Film, welche zum Einsatz kommen. Die Lokomotive des Orient Express wurde z.B. am Drehort in der Grafschaft Derbyshire original versenkt! Das alles sieht man dem Film im positiven Sinn an. CGI kann jeder – aber die vielen original-gefilmten Szenen ohne digitalen Overkill verleihen dem Film die Prägnanz und Nahbarkeit, welche sonst oft zusehends verloren geht. Das passt insbesondere filmisch ganz hervorragend zum Inhalt, weil der KI-Feind hier von innen kommt und digital alles infiltriert, während der CIA wieder auf analoge Technik als letzten Rettungsanker umschaltet (eine Halle voll von Schreibtischagenten an den Schreibmaschinen!)
Die Story ist notabene überfrachtet und die Dialoge zu bedeutungsschwanger. Es wird in der steten gegenseitigen Erklärung alles im Übermass ausgedehnt, bis zur schon fast ermüdenden Theatralik. Aber erstaunlicherweise stört das nicht! Die Dramaturgie der Entität und der zweiteilige Schlüssel zur absoluten Macht entwickeln unabhängig von Logik und Sinn einen unglaublichen Sog, wozu auch die bis in die Nebenrollen hervorragenden Schauspielerinnen und Schauspieler beitragen. Alle sind glänzend gecastet. Allen voran gefällt mir der Neuzugang von Hayley Atwell als Grace ganz besonders. Die Frau ist ein Volltreffer! Sie hat eine tolle und sehr faszinierende Präsenz, interagiert mit Cruise grossartig, stiehlt ihm regelmässig die Show und bringt sowohl die Athletik als auch den Sex-Appeal in den Film. Nicht zu vernachlässigen natürlich auch Rebecca Ferguson wiederum als Ilsa Faust, aber auch die spannende Persönlichkeit der «Paris», gespielt von der unbekannten, aber sehr starken Pom Klementieff (welche mich zeitweise in ihrer getriebenen Art als «Femme fatale» an Barbara Carrera alias Fatima Blush in «Never say never again» erinnerte). Bei den Männern sticht Esai Morales als Gabriel heraus. Gefallen haben mir aber auch die Agentenchefs Henry Czerny (Kittridge ist zurück!) und Cary Elwes (ja, der spielte doch mal bei Mel Brooks «Robin Hood – Helden in Strumpfhosen» - Ha!). Ving Rhames und Simon Pegg als IMF-Sidekicks sind zudem wieder herrlich und Benji hat einige geile Oneliner!
Die Action sucht seinesgleichen. Schon der U-Boot-Einstieg in der Beringsee ist Spannungskino vom Feinsten. Mit Abu Dhabi, Rom, Venedig und dem Orient Express gibt es wieder exzellent bebilderte Schauplätze. Die Verfolgungsjagd mit dem gelben Fiat500 ist outstanding! Und der Schluss am runterhängenden Orient Express an Spannung und Dramatik kaum zu überbieten. Der schottische Komponist Lorne Balfe schafft zu alle dem eine Sound-Grundlage mit dem wiederkehrenden, ikonischen Titelthema, das die Spannung maximal vorwärtstreibt. Er schrieb ja angeblich über 14 Stunden Filmmusik, die mit über 555 lokalen Musikern aus ganz Europa aufgenommen wurde.
Somit ist Teil 7 ein Film, der sich deshalb abhebt, weil er erkennbar weniger CGI hat, sondern handfeste Stunts und weil er vor allem trotz der Dichte und der Epik sehr elegant gefilmt ist. Die Kameraperspektiven sind überall schlicht Weltklasse. Und der Film hat Humor und schafft dadurch fürs Gemüt eine tolle Balance. Der Schluss im Orient-Express hallt lange nach. Für mich eine der spektakulärsten, je gefilmten Action-Schluss-Sequenzen! Ich fiebere schon „Dead Reckoning Teil Zwei“ (Start: Juni 2024) entgegen.
Fazit: MI7 ist aus einem Guss und perfekte Kinounterhaltung. 7 Sterne dafür bitte!
Zuletzt editiert: 14.07.2023 10:53:00