In einer amerikanischen Fabrik ist das größte Ziel, die Produktion immer und immer weiter zu steigern. Dafür werden die Arbeiter zu lebendigen Maschinen und müssen immer und immer wieder dieselbe stupide Arbeit erledigen. Einer der Arbeiter (Charlie Chaplin) wird durch diese stupide Arbeit verrückt und in die Nervenheilanstalt verfrachtet. Nach dem Aufenthalt lernt er seine große Liebe kennen, welche wie er bettelarm und arbeitslos ist. Von Verbrechen zu Verbrechen und von einem Arbeitsplatz zum nächsten hangeln sich die Beiden und kommen dabei nicht selten in lustige Situationen.
Dieser Film wurde im Jahr 1936 produziert, ist also schon unglaubliche 75 Jahre alt. Dementsprechend darf man natürlich keine hohen optischen Erwartungen stellen, aber es sei an dieser Stelle dennoch erwähnt, dass die Möglichkeiten bereits einen moderneren Film zugelassen hätten. Der Tonfilm war bereits seit über einem Jahrzehnt vorhanden, von diesen Möglichkeiten machte Chaplin aber bewusst nur geringfügig Gebrauch. Gesprochene Dialoge sind nicht vorhanden, lediglich einige Anweisungen und Radioreportagen werden gesprochen. Ansonsten legte man hier besonderen Wert auf Mimiken und Gestiken, nicht selbsterklärende Passagen wurden durch Texteinschübe verständlich gemacht.
Aber in erster Linie ist "Moderne Zeiten" natürlich eine Satire auf die Massenproduktion, welche seit der Industrialisierung immer bedenklichere Züge genommen hatte und den Menschen zu einer lebendigen Maschine verkommen ließ. Dies wird gerade im ersten Teil wunderbar persifliert, indem Arbeiter Charlie sogar in den Pausen die Bewegung, welche er an der Maschine täglich tausende Male ausführt, auch hier weiter und hat Mühe, dies zu unterlassen. Die Präferenz einer funktionierenden Maschine gegenüber dem Wohlergehen der Menschen wird in einer weiteren Szene dargestellt, als eine neue Errungenschaft durchdreht und Versuchskaninchen Charlie übel bearbeitet. Während sich niemand um das Wohlergehen des Arbeiters schert, macht die defekte Erfindung den Verantwortlichen schwer zu schaffen.
Wie so oft nimmt Charlie Chaplin auch in diesem Film wieder Gesellschaft (oder Politik) auf den Arm, ohne dabei jedoch nur den Zeigefinger zu erheben. Auf einer überaus amüsanten Art und Weise stellt er die Idiotie der Menschen auch hier wieder an den Pranger, sodass man manchmal nicht weiß, ob man über das Gezeigte lachen oder weinen soll - man entscheidet sich dann letztendlich aber doch meist fürs Lachen. Die zumeist non-verbale Kommunikation funktioniert hier ebenfalls prima, da Chaplin seine Pantomimefähigkeiten wieder einmal unter Beweis stellt. Am meisten wird einem dies beim Song im Lokal bewusst, dessen Text überhaupt keine Bedeutung hat, jedoch durch ausdrucksstarke Mimiken und Gestiken dennoch alle die Botschaft verstehen.
Es mag mitunter etwas anstengend sein, sich auf diese Art von Filmen einzulassen, gerade wenn man sich hauptsächlich nur aktuelle Hollywood-Streifen ansieht, die zwar oftmals optisch glänzen können, jedoch jegliche Substanz vermissen lassen. Für mich ist diese völlig konträre Machart aber durchaus faszinierend. Auch den hier dargebotenen Slapstick sieht man heute kaum noch, ohne dass es auf den Zuschauer aufgesetzt, lächerlich und fast schon primitiv wirkt. Etwas schade ist dies sicherlich, aber dafür gibt es natürlich auch einige Dinge, die sich natürlich im Vergleich zu früher verbessert haben.
"Moderne Zeiten" jedenfalls ist ein Klassiker, den man vermutlich auch noch in 25, 50 und 100 Jahren kennen und gerne anschauen wird, eben weil er sich so sehr von modernen Produktionen unterscheidet. Wer, der diesen Film sah, wird vergessen, wie Charlie die Schrauben festdrehte, die Ente zu servieren versuchte oder sein bescheuertes Lied singt?! Ich denke nicht viele. Deshalb bin ich immer wieder froh, ab und an auch einmal sowas nochmal sehen zu können, ohne auf Streifen jüngeren Semesters verzichten zu müssen. Eine Frage stelle ich mir aber dennoch: War das Hitlerbärtchen von Charlie beabsichtigt? Ich kann mir nicht vorstellen, dass dem nicht so war...
Ansonsten unbedingt diesen Film angucken, auch gerne im Geschichtsunterricht in Schulen, wenn das Thema "Industrielle Massengesellschaft" behandelt wird. Die Bilder sagen hier mehr aus als tausend Worte in Geschichtsbüchern. ;)
Knappe Höchstwertung.