Billy Beane (Brad Pitt) ist Manager des finanzschwachen Baseball-Clubs Oakland Athletics und steht wie jedes Jahr vor dem gleichen Dilemma: Seine besten Spieler werden von den reichen Clubs weggekauft und er muss erneut ein Team neu formieren, mit dem er in der Major-League konkurrenzfähig ist. Er kommt zu dem Schluss, dass er ein ganz neues Konzept benötigt und engagiert folglich den schüchternen und übergewichtigen Peter Brand (Jonah Hill). Dieser studierte einst Wirtschaft und ist sich sicher, ein System entwickelt zu haben, durch das auch ohne große finanzielle Mittel ein Team zusammengestellt werden kann, das sogar in der Lage ist, die Meisterschaft für sich zu entscheiden. Anhand von präzisen Statistiken zu tausenden von Spielern sucht er jene aus, die aufgrund ihres Alters, ihres Charakters oder auch einfach nur aufgrund seltsamer Wurftechniken in der amerikanischen Liga verpönt sind - allerdings das Potenzial zu etwas ganz Großem haben, wie eine Siegesserie von 20 Spielen in Folge zeigt...
Brad Pitt kennt das Gefühl bestimmt nur zu gut, wie es ist, sehr erfolgreich zu sein, aber immer wieder knapp vor dem größten Triumph zu scheitern - zumindest, wenn man die Oscars als diesen größten Triumph einer Schauspielerkarriere betrachtet. Seit 1996 ist er immer wieder für den einen oder anderen Oscar nominiert worden, doch gewonnen hat er bislang noch nie. Dies sollte sich auch mit "Moneyball" nicht ändern, der, wie sich am vergangenen Sonntag herausstellte, neben Spielbergs "Gefährten" generell der Verlierer der Verleihung war: Sechs Nominierungen gab es für beide Streifen, doch beide gingen ebenso leer aus. Auch in diesem Film, der übrigens auf einer wahren Begebenheit beruht, spielt er letztendlich einen etwas tragischen Helden - und das sehr gut.
Ich selbst bin überhaupt kein Baseball-Fan und konnte demnach mit den einzelnen Statistiken leider auch nicht allzu viel anfangen. Allerdings kann Sportmuffeln gesagt werden, dass diese Statistiken einen ebenso kleinen Raum einnehmen wie das eigentliche Baseball-Spiel. Das klingt zwar komisch, weil sich ja die Quintessenz dieses Streifens eigentlich aus diesen beiden Elementen konstituiert, aber man kann der Handlung auch ohne Faible für Statistik und/oder Baseball weitgehend problemlos folgen. Denn was letztlich wirklich relevant ist, wird verständlich und auch sehr anschaulich erklärt. Hierfür auf jeden Fall schon mal einen dicken Pluspunkt für Drehbuchschreiberling Aaron Sorkin und Regisseur Bennett Miller. Baseball-Szenen werden überdies nur ganz selten länger als eine halbe Minute gezeigt, es geht viel mehr um die Trainingsmethoden, die Aktivitäten von Beane und Brand sowie die Konflikte, die ihr konsequentes Handeln hervorrufen.
Ich bin eigentlich auch absolut kein Freund von pathetischen US-Ami-Sportfilmen, das es meistens vornehmlich darum geht, sich selbst und seine Sportart absolut geil zu finden sowie den vermeintlichen Loser am Ende zum strahlenden Sieger zu machen, der mit Straßenfußballern die Champions League gewinnt. Beides ist auch "Moneyball" an einigen Stellen durchaus anzumerken, gerade Pitts Gestiken und Mimiken machen hier oftmals schon den Eindruck, als ob er sich, sein Schauspiel und sein für einen 48-Jährigen auch wirklich beeindruckendes Aussehen sehr, sehr geil findet. Allerdings: Das ist es hier auch. Die Authentizität des sportlichen Erfolges resultiert natürlich zu großen Teilen auch daraus, dass es diese beeindruckende Siegesserie tatsächlich gegeben hat und sie hier nicht blß frei erfunden ist. Dennoch hat man auch immer das Gefühl, dass dieser Erfolg nicht völlig aus der Luft gegriffen ist.
Unterhaltsam, toll geschauspielert und gut inszeniert ist dieser Sportfilm allemal, allerdings auch wesentlich vielschichtiger und dadurch auch gehaltvoller als die meisten Sportfilme, die ich bislang gesehen habe (was wie gesagt allerdings auch nicht allzu viele sind). Gut gelungen ist meines Erachtens auch die Einbettung von Billy Beanes Vergangenheit in das Gesamtkonstrukt der Handlung. Überaus charmant ist aber einfach das Ende mit Beanes Tochter, die für ihn Lenkas Hit "The Show" singt - vor allem, weil es nicht überdramatisiert oder übertrieben kitschig daherkommt. Somit ist "Moneyball" ein starker, sehr starker Sportfilm mit guten Darstellern, einer sehr gut durchdachten Dramaturgie und einer tollen Erzählweise. Über die unabdingbare Portion Pathos kann man so doch wesentlich leichter hinwegsehen.