Jahrhundertwende 19. zum 20. Jahrhundert. Paul Becker aus einer begüterten Bremer Familie will Malerin werden, entgegen ihrem Vater und ihrem Lehrer Mackensen, dem Kopf der Künstlerkolonie Worpswede, dessen Credo "Präzision und Genauigkeit" und die "exakte Nachbildung der Natur" sind. Sie malt flächig, aus dem Gefühl heraus und vor allem andere Sujets: die arme Landbevölkerung bzw. die Armenhäuser, in denen sie ihre Modelle sucht, z.B. die Frau in der Unterdrückung ihres damaligen Rollenbildes. Sie rettet sich zunächst aus den drohenden wilhelminischen Zwängen in eine Ehe mit dem Worpsweder Maler Modersohn, der ihr immerhin die Freiheit lässt, sich selbst in einem Atelier "auszutoben", aber nicht an ihre Kunst glaubt. Anders Rainer Maria Rilke, der ihr Geld zur Reise nach Paris gibt. Dort lernt sie Menschen so zu malen, dass es eher Seelenbilder der Abgebildeten sind, und eben nicht naturgetreue präzise Bilder. Sie entdeckt die Liebe in Paris, Cezanne als Geistesverwandten, doch scheitert an ihrer eigenen Mittellosigkeit. Sie muss wieder ihren Mann in Worpswede um Hilfe bitten, und geht schließlich mit ihm in die Künstlerkolonie zurück. Nach der Geburt ihres ersten Kindes verstirbt sie an einer Embolie.
Drei wirklich gute Bilder wollte sie malen und ein Kind bekommen - das war ihr Plan. Den dürfte sie erfüllt haben, wenn man ihr hohes Ansehen in der Kunstgeschichte in Betracht zieht. Sie war die erste Malerin weltweit, der ein eigenes Museum gebaut wurde.
Die Schweizerin Carla Juri spielt die Paula mit einer solchen Nonchalance und einer erfrischenden Natürlichkeit, dass man all ihren kapriziösen Launen und Stimmungen unweigerlich folgt und heftig mit ihr sympathisiert, selbst als Mann.
Ein starker Film, der kräftig nachklingt und einem die Frage eröffnet: Was möchtest du in deinem Leben noch erreichen?
Strahlende 5 Sterne.