Hier muss ich etwas ausholen:
Aufgrund eines konservativ-reaktionären Vermieters, der seinen Mietern in die Freizeitgestaltung reinquatschen und ihnen kein Kabel-TV gönnen wollte ("Die Leute sollen lieber früher ins Bett gehen ...") und der überdies mein Opa war, hatte ich die ganzen 90er hindurch keine Privatsender (ja, ich hatt noch nicht mal einen Videotheken-Ausweis; dafür jede Menge ausgeleierter Videokassetten..)
Abgesehen vom Verpassen all der damaligen Hype-Serien der Sorte "21, Jump Street" oder "Al Bundy", um die es mich heute nicht schert, schlummerte in mir auch ein diffuses Wissen um eine mir verborgene Welt des Films jenseits von Kino und öffentlich-rechtlichem Programm: Filme, die in den Nachtprogrammen der Privaten liefen und anders - düsterer, härter, mutiger - waren als das, was ich sonst so kannte ... oder es zumindest hätten sein können ...
Irgendwann hatte ich seinerzeit dann die Gelegenheit, kurz in einen solchen Film reinzusehen: in Erinnerung blieb mir Rutger Hauer (den ich nicht aus "Blade Runner", sondern aus "Wedlock" kannte..) im Trenchcoat, welcher in einer dunklen Umgebung seinen Kaffee mit dem Kugelschreiber eines anderen umrührte - eine Szene, die sich mir eingebrannt hat als stellvertretend für dieses ganze mir lange fremde Filmmilieu im "Untergrund" ...
Heute weiss ich dank des Internets nicht nur um die nach unten offene Qualitätsskala von Filmen, sondern war es mir auch ein relativ Leichtes, den Namen dieses Streifens herauszufinden:
"Split Second"
Damit bot sich mir endlich die Gelegenheit, den Genuss jenes Werkes nachzuholen und zu einer Art finaler Erkenntnis darüber zu gelangen, ob ich in den 90ern eher was verpasst oder vielmehr verschont worden war ...
Vorab: Der Film liegt im Rahmen meiner Erwartungen, wenn auch im unteren Bereich.
Kurzweilig ist diese Mischung aus Serienkiller-Plot und "Alien"/"Predator" in einem Low-Budget-"Blade Runner"-Setting (was in diesem Preissegment bedeutet: jede Menge Pfützen und dunkle Räume..) allemal. Allerdings kippt er mit seinem ausschweifenden Humor der Marke "Buddy-Movie" (Alt-Cop und Rookie-Partner), den oft dämlichen Dialogen und dem wandelnden Selbstverarschungs-Paket Rudger Hauer, der hier mit Sonnenbrille ohne einen Sonnenstrahl und extragrosser Wumme eine gnadenlose Overacting-Performance eines 08/15-Rüpel-Cops liefert, fast schon Richtung Parodie, wo mir mehr Ernsthaftigkeit lieber gewesen wäre ...
Entscheidender Stupser für den Daumen Richtung Süden ist dann das ziemlich lahme Finale, das auch nicht allzu viel Sicht auf die Bestie bietet - wobei man angesichts des Budgets schon wusste, warum man diese bedeckt hält ...
Fazit: Nix verpasst damals, in den 90ern ...
Obwohl: Da ich früher viel leichter zu beeindrucken war, hätt mir das wohl schon gefallen ... Mist ...
Zuletzt editiert: 24.10.2012 17:09:00