Ohne besondere Erwartungen ging ich an diesen Thriller heran, wurde aber schnell positiv überrascht, denn hier wird mit einfachen, aber wirkungsvollen Mitteln gleich mal mächtig viel Spannung erzeugt, die sich dann den ganzen Film über auf einem hohen Niveau hält.
Zugleich stellt "The Call" wohl einen der härtesten Berufe überhaupt vor: Telefonist/in in einer Notrufzentrale. Näher gebracht wird dem Zuseher diese Tätigkeit durch die wunderbar mimende Halle Berry, die ihr ganzes Können in die Rolle steckt. Während eines ernsten Notrufs passiert ihr leider ein banaler und doch folgenschwerer Fehler, der den Tod des anrufenden Mädchens zur Folge hat. Derart traumatisiert hat Jordan (die Figur von Berry) Probleme, sich auf die Arbeit zu konzentrieren, was natürlich nachvollziehbar ist.
Zu allem Unglück kommt aber bald ein weiterer, ebenso ernster Notfall rein: Casey (auch wunderbar gespielt von Abigail Breslin, die sich optisch ziemlich gemausert hat) wurde in einer Parkgarage entführt und steckt nun im Kofferraum des Autos ihres Entführers.
Es folgen die besten Szenen des Films: Jordan erweist sich als goldrichtig für ihren Job. Obwohl sie ihr jüngstes Versagen noch längst nicht verdaut hat, agiert sie nicht nur höchst professionell, sondern auch wahnsinnig menschlich und mitfühlend, dass mir richtig warm ums Herz wurde. Auch ihre Ratschläge an Casey erweisen sich als scharfsinnig, praktisch, verblüffend einfach und hilfreich. Dennoch kommt der Entführer, dem etwas leicht Dämonisches anhaftet, immer wieder davon. Und als Zuseher fiebert man die ganze Zeit über atemlos und zugleich begeistert mit.
Leider ließ man es sich nicht nehmen, Jordan noch mehr zur Heldin zu stilisieren, indem man sie am Ende direkt ins Geschehen eingreifen lässt. Dabei verhält sie sich leider nicht all zu intelligent, und das ist schade, denn so wird der erhabene Eindruck, den man von ihr gewonnen hat, etwas befleckt. Auch die ganz letzte Szene ist albern, wenn auch vielleicht sogar ein klein wenig nachvollziehbar.
Trotzdem hat man hier über fast die gesamte Länge einen Topthriller, der sich von gängigen Schemata des Genres in wesentlichen Teilen etwas abheben kann, vor sich.