Der Klassiker unter den zahlreichen Verfilmungen (wobei man ausser diesem eigentlich nur noch die eher lächerliche 70er-Eurotrash-Variante mit Helmut Berger und den sehr neuen Film für die "Twilight"-Generation kennt..)
Natürlich ist das ein Film seiner Zeit, welcher der Entwicklung der Erzählung noch ausgiebig Raum lässt, die Sünden und Tabus der Vorlage nur (aber immerhin) versteckt-verschämt behandelt und tricktechnisch nunmal 60 Jahre vor unserer Zeit spielt. Besonders positiv zu erwähnen, sind auf jeden Fall die zahlreichen Zitate des Romans, welche es in den Film geschafft haben und die ich auch erkenne, ohne jenen gelesen zu haben. Ein Feuerwerk an Wilde'schen Bonmots und Klugheiten, ein interellektueller Sprühregen und einfach ein wahrer Genuss! Der Hauptdarsteller ist gut gewählt, weniger wegen seiner Darstellungskünste, denn aufgrund seines maskenhaft starren Gesichts, das sehr gut zu der Rolle des Verdammten passt. Ein Nebendarsteller wie George Sanders als verführerisch-verderblicher Einflüsterer Lord Henry ist natürlich für jeden Film eine Bereicherung. Viel 40er-Jahre-Chic verströmt Donna Reed als Dorians grosse Liebe Gladys. Auch die Darstellung des sich zum Diabolischen hin entwickelnden Porträts wurde, mit den Mitteln jener Zeit, atmosphärisch gut gelöst (teils mit Farbbildern im ansonsten schwarz-weissen Film!)
Fazit: wenn man sich von seinen modernen Sehgewohnheiten lösen kann, ist das sicherlich eine sehr empfehlenswerte, kluge und wohl auch weitgehend buchgetreue Verfilmung.
Zuletzt editiert: 13.04.2011 14:08:00