Habe mir diese Verfilmung des gleichnamigen Romans von Kazuo Ishiguro vor allem deshalb angeschaut, weil für mich das Gesamtbild hier passte: Ich mochte das zuvor gelesene Ishiguro-Werk "Alles, was wir geben mussten" sehr gerne, halte Hopkins für einen großartigen Darsteller und die Kritiken des Films passten auch. Und enttäuscht wurde ich nicht.
Man muss diesem Film schon ziemlich große Aufmerksamkeit widmen, um ihn in seiner Komplexität erfassen zu können. Der Story ist vor allem am Anfang und aufgrund zahlreicher Zeitsprünge zwischen den 30er- und 50er-Jahren generell nicht ganz leicht zu folgen, vor allem aber lebt der Film und die Handlung überaus stark von kleinen emotionalen Regungen, humorigen Einschüben und tragischen Elementen, ohne jemals die große Emotionalität zuzulassen. Das scheint typisch für Ishiguro-Werke zu sein, ist nämlich bei "Alles, was wir geben mussten" ähnlich wie hier (zumindest im Buch, an den Film erinnere ich mich kaum mehr).
Ich mochte diese Ruhe und Sensibilität hier sehr, zumal sie zumindest von den beiden Hauptdarstellern (Hopkins und Thompson) auch hervorragend getragen wird. Fox bleibt für meine Begriffe als etwas naiver, Nazis hofierender Lord ein wenig blass, stört aber zumindest nicht weiter. Toll fand ich ferner, wie quasi immer im Vorbeigehen die dramatischen politischen Verfehlungen, die auf dem Anwesen des Lords geschehen sind, eingeflochten wurden, ohne dass sie jemals den Fokus von der eigentlichen Handlung und den "Star" des Films wegnahmen: den Butler Stevens, für den die Pflichterfüllung für seinen Herrn über allem steht. Über dem Nazi-Grauen, über der eigenen Freiheit und Freizeit, über den eigenen Gefühlen, ja sogar über dem Tod seines Vaters.
Wenig empfehlenswert ist der Film sicherlich für alle, die sich leicht berieseln lassen wollen, Spannung und Action wollen. Wer dagegen bereit ist, sich gut zwei Stunden lang in die Lebenswelt eines emotionskalten britischen Butlers der 30er-Jahre hinein zu begeben, auf subtile Dramen mit authentischer Handlung ohne alles beantwortende Enden steht und zwei wunderbaren Darstellern bei der Ausübung ihrer Kunst zusehen mag, ist hier genau richtig. Ich habe diesen Film genossen.
PS: Das Wort "Romanze" bei der Genre-Benennung empfinde ich hier als eher unpassend bzw. kann eine falsche Erwartungshaltung wecken. Hier wird definitiv kein Schmachtfetzen erzählt, für meine Begriffe sogar eher so etwas wie eine "Anti-Romanze.
Sehr gute 5.