Nach seinem glanzvollen Debüt mit "Get Out" wollte Jordan Peele wohl bei seinem zweiten Kinofilm noch eine Schippe drauflegen, das merkt man diesem Film meines Erachtens sehr stark an - aber leider geht es für meine Begriffe so überhaupt nicht auf. "Wir" ist viel brutaler und blutiger als der Vorgänger, hat mich in vielen brutalen Momenten aber weitaus kälter gelassen - auch, weil einige Szenen relativ vorhersehbar geraten sind. "Wir" ist ganz eindeutig auch als (teils grotesk anmutende) Komödie angelegt, wobei ich es als Geschmackssache bezeichnen würde, ob das nun etwas besser, vergleichbar gut oder nicht so gut funktioniert wie bei "Get Out". Humoristisch haben mich viele Szenen durchaus bekommen. Die große Gesellschaftssatire aber kann ich in diesem Film nicht so recht erkennen, da mir inmitten dieses Schlachtfestes aus Gags und Brutalität und zahlreichen popkulturellen Anspielungen nie so recht klar geworden ist, worauf er nun eigentlich im Kern hinaus möchte. Das ist mir letztlich zu wirr und beliebig und erschließt sich mir auch nicht besser, wenn ich mir Peeles eigene Aussagen zum Film durchlese. In Sachen Drehbuch ist er hier meinem Empfinden nach ganz klar an den Erwartungen der Filmwelt und wahrscheinlich auch an seinen eigenen Erwartungen gescheitert.
Von einem schlechten Film würde ich hier aber trotzdem wahrlich nicht sprechen, denn auch "Wir" hat sehr viele ungewöhnliche und potenziell spannende Einfälle zu bieten, die man wahrlich nicht bei jedem Mittelklasse-Horrorfilm zu sehen bekommt. Audiovisuell ist der Streifen nochmal eine ganze Ecke runder geraten, die schauspielerische Leistung von Lupita Nyong'o ist auch hier einmal mehr klasse - wobei sie mir als Doppelgänger ihrer eigenen Figur sogar noch eine Spur besser gefällt, sehr mitreißend und memorable performt. Toll. Und ansonsten gibt es eine große Bandbreite an stark gefilmten Szenen mit sehr viel Kreativität und punktueller Finesse, sodass ich mich schon richtig gut unterhalten gefühlt habe und sich die knapp zwei Stunden Lauflänge eher wie knapp anderthalb Stunden angefühlt haben. Sehenswert ist der Film also allemal.
Ich habe unterm Strich ganz stark das Gefühl, dass Jordan Peele hier schlichtweg zu viel wollte und sich so sehr in seine eigene Kreativität verliebt hat, dass er seine Gedanken letztlich nicht mehr so stimmig in ein rundes Gesamtbild hat zusammenfügen können wie beim Vorgänger - der Fokus fehlt ein wenig. Davon einmal abgesehen bietet "Wir" aber trotzdem noch gute Unterhaltung und ein teilweise recht paradox anmutendes Filmerlebnis, das sich besser selbst erleben als verbal beschreiben lässt.