@cinema: Ja, wer ist nun der Bösewicht?? Das soll eben jeder für sich entscheiden. Und ausserdem, ist es so schlimm wenn es kein Happy End gibt??
Hm, wo soll ich anfangen. War gestern im Kino nachdem ich die Grafic Novel gelesen hatte. Ich fand sie klasse, bis auf die letzten Seiten. Dass die Kinoversion ein alternatives Ende versprach machte mir aber wieder Mut. Für Kinogänger, die den "Roman" von Moore nicht kennen, kann der Film ganz schnell zu einer Enttäuschung werden und viele werden spätestens nach dem Auftauchen von Dr. Manhatten den Kopf schütteln. Sie sind einfach nicht vorbereitet auf das, was si in den nächsten 160 Minuten erwartet. Der Film ist eine Wucht. Die Story mit den vielen Hintergrundinformationen über die Hauptcharaktere, die Message, Special Effects die ins Fantastische driften (Mars). Und am Ende muss sich jeder selbst DIE grosse moralische Frage stellen, wer nun eigentlich der Bösewicht ist.
Die Darsteller: Glanzleistungen sind rar. Dennoch sind Jackie Earle Haley (Rorschach), Patrick Wilson (Dan) und Jeffrey Dean Morgan (Comedian) perfekt besetzt. Malin Akermans (Laurie) Fähigkeiten als Schauspielerin sind begrenzt. Jedoch erfüllt sie jede einzelne Szene mit ihrer niedlichen Art und ihrer unglaublichen Schönheit. Irgendwie war das in der Vorlage auch nicht viel anders. Eine Fehlbesetzung ist leider Matthew Goode als Veidt. Er ähnelt seinem Alten Ego kaum und ist auch viel zu schmächtig gebaut. Aber noch heute bin ich mir nicht wirklich sicher, ob die Darsteller nun insgesamt gut oder schlecht waren. Vermutlich irgendwo dazwischen. Ach ja, und wer hat eigentlich Nixon gespielt? Ich musst ihm dauernd auf seine komische Nase starren, ich konnte einfach nicht anders...
Snyder hat sich mit seinen Szenen sehr stark an die Vorlage gehalten. Manchmal etwas zu stark, denn einige Szenen und Dialoge sind einfach nicht leinwandfähig. Da hätte ein wenig Mut zur Veränderung nicht geschadet. Der Soundtrack ist mieserabel. Mir ist egal ob 99 Luftballons im Jahre 1985 gerade in war, in so einen Film passt es jedenfalls nicht. Ebenso wie der Track im Abspann.
Auch trägt die Hintergrundmusik kaum zur Dramatisierung der Szenen bei. Das führt dazu, dass einige Actionszenen viel zu schlapp wirken (Tod Comedian, Rorschach und der Mädchenmörder). Allerdings ist die Szene mit Comedians Beerdigung und dem "Sound of Silence" geradezu genial. Nervig werden mit der Zeit auch die Zeitlupen, die ebenfalls den Drive aus gewissen Szenen nehmen.
Unentschuldbar ist - einmal mehr - diese für US-Amerikaner typische Verharmlosung von Gewalt im Kontrast zur übermässigen Verurteilung von Tabakkonsum. Da werden zum einen (in Abweichung zur Vorlage) Ärme gebrochen und abgesägt, zum anderen "darf" Laurie keine einzige Zigarette rauchen. Ein Wunder wurde dem Comedian seine Havanna gelassen. Aber der darf das, der stirbt ja auch.
Insgesamt eine eher gelunge Adaption. Snyder hat meist die richtigen Kompromisse gemacht. Verwirrend kann es aber werden, wenn die Hintergrundgeschichte des Psychiaters (richtigerweise) weggelassen wird, er jedoch kurz vor der Apokalypse wieder auftaucht. Ich frage mich wirklich, ob der Plott in dieser Form wirklich Leinwandfähig ist. Vielleicht hätte man die Hintergrundgeschichten der Helden anders verpacken müssen. Vielleicht in der einen oder anderen Szene sich weiter von der Vorlage distanzieren müssen. Bspw. während des Gesprächs zwischen dem Psychiater und Rorschach.
Das Ende ist ok. Hier hat Snyder den richtigen Kompromiss gemacht und mehr Glaubwürdigkeit ins Spiel gebracht - sofern man in diesem Film überhaupt von Glaubwürdigkeit sprechen kann. Jedenfalls war mir das Monster aus der Vorlage too much.
Vorlage sowie Film würde ohne Dr. Manhattan sicher besser funktionieren. Die ganze Geschichte ist erfreulich düster gehalten, den Charakteren wird eine Geschichte und Chrakter gegeben. Da passt das Überwesen Manhattan einfach nicht ins Bild. Natürlich biete er dramaturgisch-philosophische Hilfe im Sinne von "ich kann alles beherrschen und begreifen, ausser dem Wesen des Menschen". Ist wohl auch besser für ihn. Trotzdem wirft es zu viele was-wäre-wenn-Fragen auf. Denn er könnte ja alles tun, wenn er nur wollte. (Wo ist eigentlich die Szene aus einem Trailer, wo er einen Panzer auseinander nimmt, geblieben?)
Für Kenner der Vorlage allemal empfehlenswert. Für Nichtkenner wird der Zugang zum Stoff sehr, sehr schwierig sein.
Zuletzt editiert: 26.03.2009 08:42:00