Produziert von HBO und SKY erzählt die fünfteilige Event-Serie in düster-beklemmenden Bildern die schockierende Geschichte der Reaktor-Katastrophe von Tschernobyl. Am 26. April 1986 explodiert Reaktor 4 des Kernkraftwerks Tschernobyl. Als einer der ersten vor Ort erfasst der sowjetische Atomphysiker Valery Legasov (Jared Harris) das ganze Ausmaß der Katastrophe. Im Auftrag des Kremls soll der stellvertretende sowjetische Premierminister Boris Shcherbina (Stellan Skarsgård) die Regierungskommission für Chernobyl leiten, während die Atomphysikerin Ulana Khomyuk (Emily Watson) herauszufinden versucht, was zur Katastrophe führte.
****** Ich kann mich der quasi einhellig überwältigend positiven Kritiker-Resonanz nur anschließen: Diese fünfteilige Miniserie von HBO und Sky macht so ziemlich alles richtig, was eine solche Serie nur richtig machen kann. Sie schafft eine beeindruckend starke Balance zwischen dem rational-dokumentarischen Charakter, dass man als Zuschauer die Hintergründe der Reaktorkatastrophe nachempfinden möchte, überzeugt aber auch unter emotional-unterhaltenden Gesichtspunkten - ohne sich visuell im Grauen zu laben oder großen Kitsch bzw. Pathos zu integrieren, hat sie mich total packen können.
Die wissenschaftlichen Zusammenhänge habe ich in meiner physikalischen Schlichtheit zwar leider bis zum Ende hin nicht komplett erfassen können, aber den Ausführungen habe ich dennoch immer gerne und interessiert gelauscht und glaube, zumindest die Quintessenz dessen begriffen zu haben. Die politischen Implikationen für das UdSSR-Regime sind sicherlich nicht schmeichelhaft und in manchen Szenen bin ich mir selbst nicht sicher, ob sie nicht ein wenig zu einseitig erzählt sind, gleichwohl denke ich hier mehr in größeren Sphären eines Systems, in dem Duckmäusertum belohnt und jede Kritik nach "oben" durch Lügen und Unterdrückung im Keim erstickt wird - und das gibt es im Kleinen ja auch schon in manchen Firmen, Vereinen oder westlichen Regimen.
Die Entscheidung, die Serie auf fünf rund einstündige Folgen zu beschränken, ist künstlerisch betrachtet ein echter Segen gewesen. Die große Spannung, atmosphärische Dichte und Verstörung des Zuschauers wäre so konsequent wahrscheinlich nur über maximal 1-2 weitere Folgen noch aufrecht zu erhalten gewesen - und wahrscheinlich auch irgendwann an der Bereitschaft der Rezipienten gescheitert, sich regelmäßig dieser Bedrückung hinzugeben. Denn was für zwischendurch ist "Chernobyl" ebenso wenig wie eine Serie, die einem ein gutes Gefühl hinterlässt. Dessen sollte man sich vor der Sichtung denke ich bewusst sein: Wer hier einschaltet, wird mit Leid, Ohnmacht, Tod, Verderben, Lügen und Abgründen vieler Art konfrontiert - in allen möglichen Facetten, mit enger Taktung. Wer dazu bereit ist, wird mit großartigem Fernsehen belohnt.
****** Ein absolut treffliches, vorzügliches Review von Chartsfohlen, dem kaum etwas hinzuzufügen ist. In meinen Augen ein Meisterwerk, wenn auch nur ein z.T. schwer verdauliches! Zu loben sind zusätzlich v.a. die Maske/Make-Up und der minimalistische Soundtrack, der nur durch sonores Summen und industriale Töne eine unglaubliche Atmosphäre schafft und Chernobyl lebendig werden lässt.
Erzählerisch ist die erwähnte Reduktion auf 5 Folgen ein brillianter Schachzug. Vor allem der Kniff, dass sie mit 1:23:45 starten und Episode 5 vor dem Gericht dann die Rückblenden bringt, welche den Kreis schliessen und wieder bei 1:23:45 enden! Hammer! Der erste und der letzte Satz sind somit identisch und rund: Was ist der Preis der Lüge?
Die dramaturgisch lehrbuchreife Herleitung sucht seinesgleichen, nebst der faszinierenden Akribie, wie alles nachgebildet wurde (bis zum Schaltknopf im Reaktorzentrum entspricht wirklich alles den Tatsachen, so man den Produzenten glauben will)! Die Menschen und Liquidatoren waren Helden wider besseren Wissens. Die Figuren entwickeln sich stark, oft immer entgegen ihrer eigenen Natur. Es war glaub ich sogar Gorbatschow, der gesagt hat, dass der Fall der Mauer ohne Tschernobyl nicht so gekommen wäre. Andererseits ist Mütterchen Russland hinsichtlich Verschleierungs-Propaganda heute noch kaum einen Schritt vorangekommen, im Gegenteil, wie der jüngste Atomwaffentest gezeigt hat (> beim Zwischenfall auf einem Militärgelände im nordrussischen Sewerodwinsk sind anfangs August 2019 mehrere Menschen ums Leben gekommen, aber Infos gab es kaum. Das Verteidigungsministerium betont eiligst, es seien bei dem Zwischenfall keine Schadstoffe entwichen. So so...)! Zuletzt editiert:
****** Eine fünfteilige Serie über die verhängnisvolle Reaktorkatastrophe im Jahre 1986, die minutiös den skandallösen Ablauf eines "Tests" zum Vorschein brachte, der mir bis zu dieser hervorragenden Serie, nicht bekannt war.
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